Einzelhandel in Altenstädt
...eine Zeitreise der Geschäftstätigkeit des Einzelhandels in Altenstädt:
Zur Abgrenzung zum “Handwerk” hier die Definition von “Einzelhandel” aus Wikipedia:
“Unter Einzelhandel .. werden Handelsunternehmen (gelegentlich auch deren Handelsaktivitäten) verstanden, die Waren verschiedener Hersteller beschaffen, zu einem Sortiment zusammenfügen und an nicht-gewerbliche Kunden, das heißt Verbraucher bzw. Letztverwender, verkaufen.”
Aktuell (Stand 2025) gibt es in Altenstädt nur noch ein Vertreter des klassischen Einzelhandels: die Landfleischerei Döring!
Neben Fleisch- und Wurstwaren werden dort auch ein Grundprogramm an Lebensmitteln, sowie ein Mittagsmenü angeboten.
Darüber hinaus gibt es in Altenstädt noch z.B. das Ofenhäuschen, Elektro-Pflüger, das Antiquariat & Buchhandlung Hambecher oder Regenwasser-Technik Nelle.
In der Vergangenheit war das anders! Darüber soll hier berichtet werden:
1. Gemischtwaren- und Lebensmittelladen Schnellenpfeil
2. Gemischtwaren- und Lebensmittelladen Oeste
3. Textilgeschäft “W. Pfennig”
4. Bäckerei Knippschild
5. Fleischerei Ritter
6. Bäckerei Schmidt (“Schmidtchen”)
7. Verkaufswagen der Bäckerei Meyer (Balhorn)
8. Mobiler Klein-/ Direktverkauf W. Sauer (Heimarshausen)
9. Einkaufshilfe Gerhold
10. Blumenscheune
11. Sonstiges
1. Gemischtwaren- und Lebensmittelladen Schnellenpfeil
Gründung ca. 1858 bis zur Schließung im Jahr 1988
Heinrich-Schröder-Straße, früher Mittelstraße
Inhaber: u.a. Familie Schnellenpfeiel, Familie Gertenbach
Der "Gemischtwarenhandel" war der zentrale Einkaufsladen in Altenstädt: nicht nur Lebensmittel, auch Gebrauchsgegenstände des alltäglichen Bedarfs wurden in der Heinrich-Schröder-Straße angeboten.
Seit 2020 hat das Antiquariat Hamecher die Geschäftsräume übernommen.
Foto: Schnellenpfeils vom Heinrich-Schröder-Haus aus fotografiert (etwa 1957) zur Verfügung gestellt von Hans-Werner Riemenschneider
Erinnerungen von Bernd Ritter:
“Für uns Kinder waren ‘Schnellenpfeils’ in den 70er Jahren zentraler Treffpunkt und Quelle für Süßigkeiten, Eis und Lesestoff - gerade im Sommer. Die Fahrräder wurden in den alten Eisenständer vor dem Geschäft abgestellt, dann Eis (‘Split’ oder ‘Capri’), Süßigkeiten oder ein ‘Fix-und-Foxi-Heft’ gekauft (später die ‘Bravo’) und dann auf der Treppe verzehrt bzw. gelesen. Manchmal wurden wir ermahnt, doch noch genügend Platz für die Kunden zu lassen.
Links neben der Kasse war das Herzstück für uns Kinder untergebracht: hinter einer Glasvitrine waren die Süßigkeiten zu finden.
Im linken Teil gab es “Gemischtwaren”: Spielzeug, Eimer - einfach alles, was man so gebrauchen konnte.
Für meinen Opa Martin musste ich regelmäßig Zigarren holen: ‘30er Schwarze’. Die gab es nicht in einer Verpackung, vielmehr wurden sie liebevoll von Margita, ihrer Schwester Elisabeth oder ihrer Mutter aus einer Zigarrenkiste einzeln in die Tüte zu fünft geschoben.
Der Laden war teilweise Selbstbedienung (per Einkaufskorb), teilweise wurden die Waren zusammengestellt.”
Erinnerungen von Rüdiger Löber:
“Schnellenpfeils betrieben noch bis in die 60er Jahre zusätzlich einen kleinen “Baumarkt”:
zum Beispiel konnte man Zement kaufen und im Keller gabs ein Sortiment von Befestigungsmaterialien, zum Beispiel wurden Nägel nach Gewicht berechnet und auf einer Balkenwage abgewogen. Das Haushaltswarensortiment war sehr gut.”
Postkartenmotive mit dem Einkaufsladen (oben und unten)
Tratsch vor Schnellenpfeils - das Foto wurde aus dem Heinrich-Schröder-Haus gemacht, im Vordergrund das alte Spritzenhaus
2. Gemischtwaren- und Lebensmittelladen Oeste
Gründung ca. 1934 bis zur Schließung im Jahr 1972
"Kreuzweg", Zur Pforte 1 und 2
Inhaber: Heinrich Oeste, Familie Oeste
Heinrich Oeste absolvierte eine Ausbildung zum Kaufmann bei der Firma Petri in Wolfhagen (Gemischtwaren, Mittelstraße) und machte sich ca. 1934 mit vorerst einer Filiale der Firma Petri in Altenstädt selbständig. Bis ca. 1948 befand sich das Geschäft im Haus “Zur Pforte 2” (siehe Foto).
1948 baute die Familie Oeste auf dem Grundstück des Hofes Döring am Kreuzweg ein neues Fachwerkhaus - heute ein ortsbildprägendes Gebäude Altenstädts. Dort wurde das neue Geschäft eingerichtet. Verkauft wurden neben Lebensmittel auch alle Waren des täglichen Bedarfs, wobei Heinrich Oeste alle Waren, die gerade benötigt wurden, besorgte - so z.B. kleine Öfen aus dem Ruhrgebiet, als viele Flüchtlinge/ Vertriebene in Altenstädt wohnten.
Das Geschäft Heinrich Oeste war neben dem Geschäft Schnellenpfeil eins von zwei “Gemischtwarenläden” in Altenstädter.
In dieser Zeit wurden i.d.R. auch noch keine Einzelverpackungen verkauft, sondern die Lebensmittel portionsweise abgewogen.
Die “gute Seele” des Geschäfts und allseits beliebt war die Ehefrau von Heinrich Oeste, Luise Oeste, die das Geschäft bis zum Jahr 1972 am Ende - inzwischen firmierte das Geschäft unter REWE - ganz alleine führen musste (Heirnich Oeste und Sohn Manfred verstarben nach Verkehrsunfällen).
Ab 1972 war in den Geschäftsräumen die Wolfhager bzw. Kasseler Sparkasse untergebracht, die zuvor im Nebenraum des Gasthauses Ritter den Kunden zur Verfügung stand. Die Sparkasse schloss in den 1990er ihre Pforten.
Fotos und Erinnerungen von Erika Peter, geb. Oeste (2011)
Ergänzungen von Werner Gerhold (2011):
Heinrich Oeste eröffnete neben dem Kaufmannsladen noch einen Großhandel für Süßwaren und Spirituosen. Anfänglich betrieb er die Auslieferung allein, später wurde der Kundenkreis (Kaufmannsläden, Gastwirtschaften u. Kioske) erweitert und ein zweiter Ford Transit angeschafft, der von einem Angestellten gefahren wurde. Ein neues Auslieferungslager wurde auf dem Grundstück „ Zimmerplatz“ errichtet (heute Steuerbüro Peter). Nach dem Unfall von Heinrich Oeste wurde der Großhandel verkauft.
Luise Oeste bildete auch junge Mädchen zur Verkäuferin aus. Die letzte Auszubildende war Heidi Schlutz geb. David.
Heinirch Oeste vor dem Geschäft "Zur Pforte 2", bevor das Geschäft 1948 in das neue Gebäude in der Pforte 1 umzog
Das neue Geschäft seit 1948
Bis in die 1960er Jahre grenzte das Gebäude an den Hof Döring - heute Dorfplatz
Verkaufswagen von Heinrich Oeste auf einer Kirmes
Später - bis 1972 - firmierte das Geschäft unter REWE
Ab 1972 war die Sparkasse im Haus Oeste untergebracht
Das ehemalige Geschäftshaus Oeste als Wohnhaus (Aufnahme: 2010)
3. Textilgeschäft “W. Pfennig”
von 1958 bis 1997
Gegründet : 1958 im Hause Hackelberg 7, von Schneider Wilhelm Pfennig
1967 übernommen von Textilkaufmann Wilfried Pfennig
1971 umgezogen in einen Neubau Hackelberg 8
1978 kommt die Poststelle von Altenstädt in die Geschäftsräume
1997 Post und Geschäft schließen
Es handelte sich um ein reines Textilwarengeschäft mit Kurzwaren. Es wurden auch die umliegenden Gemeinden, mit einen Verkaufswagen, versorgt.
Ab 1967 wurde das Geschäft um Gardinen erweitert, man bekam alles aus einer Hand: die komplette Fertigdekoration.
Die Geschäftswelt hatte sich auch in den Dörfern geändert. Großmärkte kamen auf und die kleinen Geschäften mussten schließen.
Durch die Post im eigenem Hause hatte Wilfried Pfennig die Möglichkeit als Angestellter bei der Deutschen Post beschäftigt zu werden.
Ehefrau Ursula Pfennig, die in 1984 die Poststelle übernommen hatte, bekleidete das Geschäft mit der Post bis zum Jahre 1997. Die Deutsche Post zog sich auch aus den Dörfern zurück und das Geschäft mit der Poststelle Altenstädt wurde Ende des Jahres geschlossen.
Text: Wilfried Pfennig
Textilhaus im Wohnhaus Pfennig bis1971, später eigenes Geschäft (oben) im Hackelberg
Ca. 50er und 60er Jahre
Die Bäckerei befand sich in der Schulstraße, heute Teichstraße 17 (siehe Foto aus 2010)
Beschreibung aus den 50er und 60er Jahren
von Werner Gerhold (2010)
Fritz Knippschild betrieb mit seiner Frau einen kleinen Bäckerladen im Unterdorf. Das Warensortiment beschränkte sich auf die üblichen 2 bis 6 Pfünder Brote, Brötchen, Zuckerwecke und Amerikaner; hin und wieder gab es auch flachen Kuchen in Abhängigkeit mit der zur Zeit reifen Früchten. Der Verkaufsraum war relativ klein ausgefallen. Die Brote wurden auf einem Holzregal angeboten vor dem ein kleiner Verkaufstresen aufgebaut war. Die Backstube selbst war ein schmaler Schlauch, in dem das Herzstück - der Ofen - im hinteren Bereich untergebracht war. Das einzige Hilfsmittel war eine große Rühr- und Knetmaschine, die fast den ganzen vorderen Raum einnahm. In der Mitte des Raumes stand das Knetfass und ein Tisch, auf dem Fritz Knippschild mit hochgekrempelten Ärmeln dem Teig die richtige Form gab.
In den 50er Jahren haben wir das Brot alle 14 Tage noch selbst gebacken. Danach hat Fritz Knippschild für uns gebacken. Meine Eltern stellten das Mehl und mussten somit nur den Backlohn bezahlen, das war für ein 6 Pfünder 60 Pfennige.
Wir Kinder haben gern das frische Brot vom Bäcker abgeholt, weil es dort auch kleine Süßigkeiten zu erwerben gab, aber das Schmackhafteste waren die aufgerissenen Brote, die wir - wenn vorhanden -extra eingefordert hatten. Auf dem Nachhauseweg wurden die knusprigen Stücke herausgebrochen und verzehrt. Daheim angekommen gab es etwas um die Ohren, aber das war uns die Sache wert.
Um mobil zu sein, hatte Fritz Knippschild einen kleinen BMW Dixi. In den 60 er Jahren hat er das Auto abgemeldet und ohne es zu nutzen auf dem Hof abgestellt. Die größeren Jungen im Dorf besorgten sich Benzin und dann ging es mit Muskelkraft ab in den Wiesengrund. Erst am Dorfrand wurde das Auto angeschoben, dann ging es bei Mondenschein mit dem Dixi durch die Altenstädter Gemarkung. Die Mondscheinfahrten wurden von Jahrgang zu Jahrgang weitergereicht; auch ich kam in den Genuss, mal einen BMW zu fahren.
Erinnerungen
von Rüdiger Löber (2011)
Bäcker Knippschild war Ende der 50er Jahre fortschreitend gesundheitlich eingeschränkt. Als Kinder durften wir ihm bei der Arbeit in der Backstube zusehen - ich war erstaunt, wie er trotz Behinderung die Backbleche mit mehreren Broten zum Ofen trug. Nachdem er den Betrieb einstellte, diente der Laden mehrere Jahre als Verkaufsraum für die Naumburger Bäckerei Schmidt (“s’Schmidtchen”, wo Frau Spohr bediente (die Jungen waren auch oft dabei). Das Sortiment wurde stark erweitert und es gab auch Süßigkeiten, was das Brotholen dann für uns Kinder sehr attraktiv machte. Jedesmal im Advent baute Bäcker Schmidt ein großes Lebkuchenhaus, das auf dem Tresen stand - nach Weihnachte durfte es geplündert werden. Später backte Frau Knippschild dann noch gelegentlich Kuchen für Nachbarn.
von ca.1950 bis 1959
Schlachterei und Geschäft in der Wolfhager Straße 14
Foto rechts:
Metzger Fritz Ritter in seinem Viehwagen vor dem Haus mit Verkaufsraum in der Wolfhager Straße
Auf dem Hof wurde ein kleines Schlachthaus errichtet. Neben dem Verkauf vor Ort wurden die Lebensmittel in Kassel auf dem Markt angeboten.
6. Bäckerei Schmidt (“Schmidtchen”)
Die Bäckerei aus Naumburg hatte Ende der 70er Jahre einen Backshop auf dem Krezzweg und Parkplatz Gasthaus Ritter stehen.
Ansonsten belieferte die Bäckerei auch Kunden direkt mit dem Verkaufswagen
7. Verkaufswagen der Bäckerei Meyer (Balhorn)
seit etwa den 60er Jahre kam der Verkaufswagen nach Altenstädt;
Einstellung des Service: 2016
Foto: Gerlinde Rißeler bedient Stammkunden Anneliese Ritter
und Änne Theis (Juli 2011)
8. Mobiler Klein-/ Direktverkauf W. Sauer (Heimarshausen)
seit ca. 1992 - 26.Mai 2018
Samstags kommt der Verkaufswagen nach Altenstädt und bietet Wurst- und Fleichwaren, Molkereiprodukte und Käsespezialitäten sowie Eier und weitere Lebensmittel an.
Foto: Vom Anfang an dabei:
Das "Original" Klaus Diederich
der “Warenbringservice” der besonderen Art
2009 bis 2012
Hobby mit Gewerbeschein
Volker Gerhold bietet einen besonders günstigen Einkaufsservice in Altenstädt
HNA-online vom 14.6.09
Von Markus Berger
ALTENSTÄDT. Wo es bei anderen aufhört, fangt er erst an. Wenn jemand aus seinem Dorf nicht mehr mobil ist, aus Altersgründen oder weil er kein Auto besitzt, springt Volker Gerhold aus Altenstadt ein. Dann schwingt er sich auf seinen Drahtesel und kauft für diese Menschen ein. Fährt zum Fleischer in Altenstädt, in den Supermarkt in Sand, "und auch nach Ehlen und Naumburg radele ich, um den Leuten das zu besorgen, was sie brauchen", sagt der 49-Jährige.
Gerhold ist seit drei Jahren arbeitslos, weil sein Arbeitgeber 2006 Insolvenz anmelden musste. Und seitdem hat er Zeit. Viel Zeit. "Und da ich für mich sowieso mehrmals in der Woche einkaufen gehe, kann ich doch auch gleich für andere, die nicht mehr selber los könen, was mitbringen."
"Ich mache das hauptsächlich aus Spaß - und weil ich gern helfe."
Volker Gerhold
Das alles macht er mit dem Fahrrad. Mit Anhänger und Lenkerkörbchen. "Das ist umweltfreundlich und kostet kein Geld", erzählt er. "Deshalb haben meine Kunden auch keine Spritkosten zu bezahlen." Außerdem halte ihn das Radeln fit.
Service für ein paar Cent
Verdienen kann Volker Gerhold mit seiner Dienstleistung jedoch nicht viel. Das will er auch gar nicht. Zwar hat er ein Gewerbe für seinen Einkaufs- und Bringdienst angemeldet. Der Lohn, den er für den Service einstreicht, kann aber nicht mal als Aufwandsentschädigung bezeichnet werden. "Ich nehme pro Woche 50 Cent Grundgebühr und dann noch mal zwei Cent pro transportiertem Kilo", erklärt er. Benötigt also jemand in einer Woche 10 Kilo Lebensmittel, dann zahlt er für den kompletten Service gerade mal 70 Cent.
Damit ist klar: Um des schnöden Mammons willen bietet Volker Gerhold seine Leistung wohl kaum an. "Reich werden kann man damit tatsächlich nicht, aber ich mache das hauptsächlich aus Spaß, sozusagen als Hobby, und weil ich gern helfe."
Wo ist es billig?
Eine edle Haltung, die der Altenstädter da an den Tag legt. Dabei haben seine Kunden noch einiges mehr von seinem Dienst. So sucht Volker Gerhold grundsätzlich die günstigsten Angebote aus den Prospekten und archiviert diese im Computer, um immer auf dem neuesten Stand der Preistendenz zu bleiben. Und er dreht jeden Cent seiner Kunden dreimal um, bevor er ihn ausgibt. "Niemand will zuviel für eine Ware bezahlen", sagt der 49-Jährige, "und daher achte ich peinlich genau darauf, wo die Lebensmittel am billigsten sind."
Er holt den Einkaufzettel ab
Nach dem Einkauf bringt der engagierte Mann die Waren zu seinen Auftraggebern, und die haben nichts weiter zu tun, als die schmale Rechnung zu begleichen. Gerhold kommt, wenn es passt, sogar vor seiner Tour zu den Menschen an die Haustür und holt deren Einkaufszettel ab. "Meine Zeit erlaubt das meistens, außerdem mache ich das alles gerne", sagt er. Das ist Menschenliebe mit Vorbildcharakter.
Floristik - Bestattungen - Grabpflege
seit 2001, geschlossen in 2017
Verschieden Inhaber hatten in der Blumenscheune ihre Floristik-Produkte angeboten. Danach wurde die Scheune wieder landwirtschaftlich genutzt.
Lebensmittel in begrenztem Umfang
bis Mitte des 20.Jhdt. wurden auch in den Gaststätten Ritter und Schlutz bestimmte Lebensmittel angeboten. Ritters hatten einen eigenen Verkaufsraum eingerichtet.
Erinnerungen
von Rüdiger Löber - 17.05.2012
Nun gab es bis in die 6oer Jahre auch noch die fahrenden Einzelhändler, die die Dörfer mit ihrem Warensortiment bereisten; einige kamen nur einmal im Jahr; meist standen sie am "Krizzeweje" auf Degenhardts Hof :
Das "Dippenauto" bot sämtliche emmaillierte Ware, vor allem Kochdippen (-töpfe), Emailleemmer (-eimer), später auch Aluminiumdippen; im Dorf rief man sich dann zu: " `s Dippenauto iss doo!"
Das Körbeauto bot sämtliche Korbwaren: z.B. Einkaufs-, Wäsche- und Kartoffelkörbe an.
Das Leiternauto bot Holz- und später Aluleitern in allen Größen an.
Dann gab es noch die Vertreter der Firma "Volkmar", die Lebensmittel en Gro vertrieben und ein Firma, die sämtliche Wasch- und Reinigungsmittel vertrieb: der Verteter nahm die Bestellung auf und mein Bruder Achim und ich kommissionierten und verteilten später die Waren im Dorf.
Dann gabs noch die "Bärschtenbänger" (Bürstenbinder), die an der Haustür sämtliche von Hand in den Kassler Blindenwerkstätten hergestellten Bürsten anboten.
Mit einem Bauchladen kam ein Haussierer aus Naumburg regelmäßig vorbei und bot allerlei Kurzwaren an: Nähzeug, Kämme, Scheren usw.
Ein Strumpfhändler kam gelegentlich und führte den erstaunten Kunden die Reißfestigkeit der neuen Nylonstrümpfe vor, in dem er sie mit einer Gabel beharkte.
Etwas lästig waren als "Zigeuner" bezeichnete Händlerinnen, die sehr flehentlich darum baten, ihnen diverse Tischdecken abzukaufen, die sie als "Damast" bezeichneten,
was ihnen aber keiner glaubte.
Dazu gab es noch die fahrenden Gewerbetreibenden: Scherenschliffer, Strickeflechter, Pferdehufpfleger und weitere, die regelmäßig vorbeikamen und denen wir als Kinder bei der Arbeit zusahen.