Wolfgang Haase aus Altenstädt ist seit 50 Jahren Fahrlehrer
Wolfgang Haase aus Altenstädt ist seit 50 Jahren Fahrlehrer
Altenstädt. Wolfgang Haase aus Altenstädt bringt jungen Menschen seit 50 Jahren das Autofahren bei. Lust auf Ruhestand hat der 71-Jährige noch nicht.
Er hat sein Ziel erreicht. Wolfgang Haase ist seit dem 31. Januar 1969 Fahrlehrer. „Ich wollte das unbedingt 50 Jahre lang machen“, sagt der 71-Jährige. In dieser Zeit hat er über 4000 Fahrschüler unterrichtet. „Eigentlich bin ich schon Rentner“, sagt er. In den Ruhestand zu gehen, das kann sich Haase aber frühestens Ende 2020 vorstellen. „Das ist der Plan.“ Ob dann tatsächlich Schluss ist, das steht jedoch noch nicht endgültig fest.
Letztendlich seien die Gesundheit und das körperliche Wohlbefinden ausschlaggebend. Schon jetzt hat der 71-Jährige in manch einer Familie drei Generationen das Autofahren beigebracht. „Der Umgang mit jungen Menschen macht mir großen Spaß“, sagt Haase, der jünger aussieht, als er ist.
„Morgens mit einem Lächeln ins Auto zu steigen und abends mit einem Lächeln auszusteigen, darauf kommt es an.“ Fahrlehrer sei bei ihm sowohl Beruf, Berufung als auch Hobby, sagt seine Lebensgefährtin Elleni Weinholz. „Ohne sein Auto ist er krank.“
Fahrlehrer im Wandel der Zeit
Haase geht in seiner Arbeit auf, bei der eine große Portion Geduld unabdingbar ist. „Den Job kannst du nur machen, wenn du mit Leib und Seele dabei bist“, sagt der Fahrlehrer. „Man muss ein Fantast sein.“ In all den Jahren habe sich der Beruf stark gewandelt.
Heute brauche er zum Unterrichten einen Beamer, eine Leinwand und einen Computer. „Modelle, zum Beispiel von Reifen, wie es sie früher in jeder Fahrschule gab, werden nicht mehr genutzt“, sagt Haase.
In den 70er-Jahren habe er noch „aus dem Kopf“ unterrichtet, das sei heute kaum mehr möglich. Immer mehr Unterlagen und Hilfsmittel prägten im Laufe der Jahre den Theorieunterricht: Folien, CDs und Filme. „Heute ist alles digital“. An all diese Neuerungen hat sich Haase angepasst. Den Führerschein mit 17 heißt er gut. Doch nicht alle seine Schüler hätten Lust auf elterlichen Beistand.
Fahrschüler brauchen immer mehr Fahrstunden
Zwar würden die Fahrschüler jünger, die Ansprüche beim Führerscheinerwerb steigen laut Haase jedoch. Etwa 1100 Fragen müssten die Führerscheinanwärter inzwischen lernen. „Im April kommen weitere 65 dazu“, sagt der 71-Jährige.
Auch teuer sei der Erwerb der Fahrerlaubnis geworden. Zwischen 2000 und 2500 Euro müssen die Fahrschüler aufbringen. „Bei dieser Summe habe ich den Eltern gegenüber ein schlechtes Gewissen, wenn sie durchfallen.“ Die Anzahl Fahrstunden bis zur Prüfung sei heute deutlich höher als früher. Allein zwölf Sonderfahrten sind Pflicht. „Das hat 1977 angefangen“, sagt der Fahrlehrer.
Obwohl die gelben Fragebögen längst Geschichte sind, die Fahrschüler heute vorwiegend am PC lernen und das Unterrichtsmaterial jederzeit mithilfe einer App auf ihrem Smartphone abrufen können, falle vielen das Aneignen der Theorie schwer. „Wenn sie nicht 100 Prozent der Fragen gelernt haben, haben sie keine Chance, die Prüfung zu bestehen.“
In seiner Freizeit engagiert sich Haase im Elferrat der Naumburger Karnevalsgesellschaft sowie in den Schützenvereinen von Altenstädt und Bad Emstal. „Ab und zu gehe ich auch angeln.“ Dabei schätze er die Ruhe.