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September 22, 2025

 

 

 

Einzelhandel in Altenstädt

...eine Zeitreise der Geschäftstätigkeit des Einzelhandels in Altenstädt:

Zur Abgrenzung zum “Handwerk” hier die Definition von “Einzelhandel” aus Wikipedia:
“Unter Einzelhandel .. werden Handelsunternehmen (gelegentlich auch deren Handelsaktivitäten) verstanden, die Waren verschiedener Hersteller beschaffen, zu einem Sortiment zusammenfügen und an nicht-gewerbliche Kunden, das heißt Verbraucher bzw. Letztverwender, verkaufen.”

Aktuell (Stand 2025) gibt es in Altenstädt nur noch ein Vertreter des klassischen Einzelhandels: die Landfleischerei Döring!
Neben Fleisch- und Wurstwaren werden dort auch ein Grundprogramm an Lebensmitteln, sowie ein Mittagsmenü angeboten.
Darüber hinaus gibt es in Altenstädt noch z.B. das Ofenhäuschen, Elektro-Pflüger, das Antiquariat & Buchhandlung Hambecher oder Regenwasser-Technik Nelle.

In der Vergangenheit war das anders! Darüber soll hier berichtet werden. 

im Aufbau

1. Gemischtwaren- und Lebensmittelladen Schnellenpfeil

Gründung ca. 1858 bis zur Schließung im Jahr 1988
Heinrich-Schröder-Straße, früher Mittelstraße
Inhaber: u.a. Familie Schnellenpfeiel, Familie Gertenbach

Der "Gemischtwarenhandel" war der zentrale Einkaufsladen in Altenstädt: nicht nur Lebensmittel, auch Gebrauchsgegenstände des alltäglichen Bedarfs wurden in der Heinrich-Schröder-Straße angeboten.
Seit 2020 hat das Antiquariat Hamecher die Geschäftsräume übernommen.

Schnellenpfeils Laden etwa1957 bearbeitet 1

Foto: Schnellenpfeils vom Heinrich-Schröder-Haus aus fotografiert (etwa 1957) zur Verfügung gestellt von Hans-Werner Riemenschneider

Erinnerungen von Bernd Ritter:
“Für uns Kinder waren ‘Schnellenpfeils’ in den 70er Jahren zentraler Treffpunkt und Quelle für Süßigkeiten, Eis und Lesestoff - gerade im Sommer. Die Fahrräder wurden in den alten Eisenständer vor dem Geschäft abgestellt, dann Eis (‘Split’ oder ‘Capri’), Süßigkeiten oder ein ‘Fix-und-Foxi-Heft’ gekauft (später die ‘Bravo’) und dann auf der Treppe verzehrt bzw. gelesen. Manchmal wurden wir ermahnt, doch noch genügend Platz für die Kunden zu lassen.
Links neben der Kasse war das Herzstück für uns Kinder untergebracht: hinter einer Glasvitrine waren die Süßigkeiten zu finden.
Im linken Teil gab es “Gemischtwaren”: Spielzeug, Eimer - einfach alles, was man so gebrauchen konnte.
Für meinen Opa Martin musste ich regelmäßig Zigarren holen: ‘30er Schwarze’. Die gab es nicht in einer Verpackung, vielmehr wurden sie liebevoll von Margita, ihrer Schwester Elisabeth oder ihrer Mutter aus einer Zigarrenkiste einzeln in die Tüte zu fünft geschoben.
Der Laden war teilweise Selbstbedienung (per Einkaufskorb), teilweise wurden die Waren zusammengestellt.”

Erinnerungen von Rüdiger Löber:
“Schnellenpfeils betrieben noch bis in die 60er Jahre zusätzlich einen kleinen “Baumarkt”:
zum Beispiel konnte man Zement kaufen und im Keller gabs ein Sortiment von Befestigungsmaterialien, zum Beispiel wurden Nägel nach Gewicht berechnet und auf einer Balkenwage abgewogen. Das Haushaltswarensortiment war sehr gut.”

Postkarte 5

Postkartenmotive mit dem Einkaufsladen (oben und unten)

PostkarteANET

postkrateschnellenpfeil

Tratsch vor Schnellenpfeils Laden

Tratsch vor Schnellenpfeils - das Foto wurde aus dem Heinrich-Schröder-Haus gemacht, im Vordergrund das alte Spritzenhaus

2. Gemischtwaren- und Lebensmittelladen Oeste

Gründung ca. 1934 bis zur Schließung im Jahr 1972
"Kreuzweg", Zur Pforte 1 und 2
Inhaber: Heinrich Oeste, Familie Oeste

Heinrich Oeste absolvierte eine Ausbildung zum Kaufmann bei der Firma Petri in Wolfhagen (Gemischtwaren, Mittelstraße) und machte sich ca. 1934 mit vorerst einer Filiale der Firma Petri in Altenstädt selbständig. Bis ca. 1948 befand sich das Geschäft im Haus “Zur Pforte 2” (siehe Foto).
1948 baute die Familie Oeste auf dem Grundstück des Hofes Döring am Kreuzweg ein neues Fachwerkhaus - heute ein ortsbildprägendes Gebäude Altenstädts. Dort wurde das neue Geschäft eingerichtet. Verkauft wurden neben Lebensmittel auch alle Waren des täglichen Bedarfs, wobei Heinrich Oeste alle Waren, die gerade benötigt wurden, besorgte - so z.B. kleine Öfen aus dem Ruhrgebiet, als viele Flüchtlinge/ Vertriebene in Altenstädt wohnten.
Das Geschäft Heinrich Oeste war neben dem Geschäft Schnellenpfeil eins von zwei “Gemischtwarenläden” in Altenstädter.
In dieser Zeit wurden i.d.R. auch noch keine Einzelverpackungen verkauft, sondern die Lebensmittel portionsweise abgewogen.
Die “gute Seele” des Geschäfts und allseits beliebt war die Ehefrau von Heinrich Oeste, Luise Oeste, die das Geschäft bis zum Jahr 1972 am Ende - inzwischen firmierte das Geschäft unter REWE - ganz alleine führen musste (Heirnich Oeste und Sohn Manfred verstarben nach Verkehrsunfällen).
Ab 1972 war in den Geschäftsräumen die Wolfhager bzw. Kasseler Sparkasse untergebracht, die zuvor im Nebenraum des Gasthauses Ritter den Kunden zur Verfügung stand. Die Sparkasse schloss in den 1990er ihre Pforten.
Fotos und Erinnerungen von Erika Peter, geb. Oeste (2011)

Ergänzungen von Werner Gerhold (2011):
Heinrich Oeste eröffnete neben dem Kaufmannsladen noch einen Großhandel für Süßwaren und Spirituosen. Anfänglich betrieb er die Auslieferung allein, später wurde der Kundenkreis (Kaufmannsläden, Gastwirtschaften u. Kioske) erweitert und ein zweiter Ford Transit angeschafft, der von einem Angestellten gefahren wurde. Ein neues Auslieferungslager wurde auf dem Grundstück „ Zimmerplatz“ errichtet (heute Steuerbüro Peter). Nach dem Unfall von Heinrich Oeste wurde der Großhandel verkauft.

Luise Oeste bildete auch junge Mädchen zur Verkäuferin aus. Die letzte Auszubildende war Heidi Schlutz geb. David.

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Heinirch Oeste vor dem Geschäft "Zur Pforte 2", bevor das Geschäft 1948 in das neue Gebäude in der Pforte 1 umzog

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Das neue Geschäft seit 1948

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Bis in die 1960er Jahre grenzte das Gebäude an den Hof Döring - heute Dorfplatz

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Verkaufswagen von Heinrich Oeste auf einer Kirmes

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Später - bis 1972 - firmierte das Geschäft unter REWE

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Ab 1972 war die Sparkasse im Haus Oeste untergebracht

1 Zur Pforte 26092010 066

Das ehemalige Geschäftshaus Oeste als Wohnhaus (Aufnahme: 2010)

 

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