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September 27, 2025

Gebäuderolle der Gemeinde Altenstädt 1880/81

Nach ihrem Inhalt schließt die Gebäuderolle an eine frühere an, weil die in ihre genannten älteren Rollen-Nummern durch neue, andere abgelöst werden. Sie enthält 107 Rollen-Nummern und nach dem Abschluss - als späteren Nachtrag - die Nr. 108. Hiernach hatte Altenstädt im Jahre 1880, den rollen-Nummern entsprechend, 108 Wohnhäuser (ohne Nebengebäude).
Die Häuser-Numerierung war nicht fortlaufend. Es fehlen die Haus-Nummern 11,13,22,27,50,55,56,57,67,und 70. Dafür erscheinen die Hausnummern 15 und 29 doppelt. Im übrigen ist die Art der Haus-Numerierung kompliziert. Es ist nicht zu erklären, warum die Hausnummern halbiert, geviertelt und sogar “gesechselt” worden sind. Es könnte möglich sein, dass die fehlenden Hausnummern Gebäude betreffen, die vor der Erstellung der Steuerrolle abgebrochen wurden und nicht mehr existierten.
Hin und wieder erfolgte ein mehrfacher Wechsel der Besitzer, eingetragen mit roter Tinte. In der nachfolgenden Übersicht sind nur der Erstbesitzer und der letzte eingetragen bzw. wiedergegeben.
Im Nachtrag der Gebäuderolle sind acht (!) Neubauten in der Zeit von 1890-1895 enthalten. Der unten abgebildete Ortsplan stammt aus dem Jahr 1875 und stimmt mit der Gebäuderolle nur teilweise überein. Sicherlich sind in 5 Jahren einige Veränderungen eingetreten.
Nach den Eintragungen wurde im Jahre 1883/84 das Haus Nr. 83 durch Brand vernichtet, aber ein Jahr später wieder aufgebaut. Im Jahre 1885 brannten 16 Häuser nieder (siehe Großbrand 1885).
Im Jahr 1937 werden in dem Band “Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Kassel, Kreis Wolfhagen” von F. Bleibaum die Bauernhäuser in Altenstädt beschrieben (siehe Quelle).
Aus der Zeit vor 1690 existiert anscheinend kein Haus mehr und schon gar nicht eines früherer Bauart, doch hat es im 19. Jahrhundert nocht strohgedeckte Häuser gegeben. Im Jahre 1654 gab es in Altenstädt 31 Häuser; 1880 werden 108 gezählt. Hiernach sind in 226 Jahren 77 dazugekommen, also nur alle 3 Jahre 1 Haus...; für die Bauarbeiter und Zimmerleute wahrlich lang schlechte Zeiten.
Die Steuerrolle vermittelt eine weiter weniger erfreuliche Entwicklung: Die schönen alten Fachwerkhäuser schrumpfen zahlenmäßig mehr und mehr und führen zum unaufhaltsamen Verlust erhaltungswertem ländlichem Kulturgut. Alte Häuser haben die enge Beziehung zur heimatlichen Landschaft. Sie sind schon durch das beim Hausbau früherer Tage verwendete heimische Material (Steine, Holz, Lehm, Stroh, Haare, Borsten, usw.) mit der landschaftlichen Umwelt eng verwachsen.
In Altenstädt ist kein Wolfhager, kein Zierenberger Rathaus, auch kein Haus von Großmannssucht und Geltungsbedürfnis mit in die Ewigkeit hineinragender Repräsentationsaussage gebaut worden. Nicht einmal ein kirchliches oder weltliches “Amtshaus”. Selbst die Zehntscheuer war in Naumburg. In Altenstädt baute man in erster Linie, um ein Dach über dem Kopf zu haben.
Die finanzielle Not, die nicht überall gegeben, aber doch überwiegend und vorherrschend war, zwang viele Landleute zum Bau von Häusern in “Handtuchform”: kleinste Bauplätze, schmal, enge Räume mit kalkulierten Platzmangel, ungeeignet für zusätzliche Hausbewohner (Gäste), für Speicher, Lagerräume und Ställe. Nach dem Salbuch von 1654 haben nur 3 (!) Ackermänner je eine Scheune und nur 2 (!) je einen Stall. Man musste sich mit einem eng zusammengedrückten Lebensraum zufrieden gebe.
In Altenstädt gab es keine verstreute Einzelhöfe, ausgenommen der Hof Schnegelsberg. Das verbot sich im flachen Land, wo engste Nachbarschaft noch eine Notwendigkeit zur gegenseitigen Hilfe war. Darum rückten auch die Häuser und Höfe enng zusammen. Nicht ein einziges Jahrhundert ließ man die Altenstädter in Frieden leben. Bei den Kriegsführenden des Mittelalters wae es hauptsächlich auf eine Schädigung des Gegner abgesehen, und weil man diesen persönlich nicht erreichen konnte, waren die ihm untertanen Dorfbewohner die Leidtragenden, deren Felder verwüstet und die Ernten vernichtet wurden, damit er nicht zu den Abgaben und Leistungen kommen konnte. Was die plündernden und brennenden Horden zurückließen, war die Verarmung der geplagten und gepeinigten Abhängigen hoher fürstlicher Herren, die oft genug dennoch auf ihren Gefällen bestanden.
Altenstädt ist unzählige Male niedergebrannt worden, doch wurde es immer wieder in kurzer Zeit aufgebaut, denn von Grund und Boden konnte man sich nicht trennen, wollt man überleben. Die Häuser waren bis ins ausgehende Mittelalter ja mit Stroh bedeckte Holzhäuser, und Holz gab es in Menge, das in mittelalterlicher Zeit noch weitgehend “wertlos” war. Wohl zu Ende des 30-jährigen Krieges, nicht weit vor 1770 musste der ländliche Holzbau der Steinbauweise weichen, wobei zunächst nur die Außenwände der Häuser aus Stein bestanden. Mit der Zeit musste auch auf das langsam wachsende Hartholz der Laubwälder Rücksicht genommen werden. Rein steinerne Häuser - sogenannte Steinkammern - hat es in Altenstädt kaum jemals ggeben. Mehr Großzügigkeit, mehr Räumlichkeit setzte sich erst nach dem 30-jährigen Krieg und nach Lockerung der Erbuntertänigkeit und Abhängigkeit durch.

Die Gebäuderolle Altenstädts 1880/81...

DorfplanAltenstaedt1875

 

Quelle: 1150 Jahre Alahstat - Aldenstede - Altenstädt 831-1981 von Georg Feige (1981)

 

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