Neue Altarfenster Kirche (2009)
Jörg Welz - siehe Bericht über ihn weiter unten - lebte und agierte ca. 4 Jahre in Altenstädt: er schaffte sich mit der Erstellung der Altarfenster in 2009 ein kleines Denkmal!
Zurück zu altem Glanz
HNA-Bericht vom 04.6.09
Neu gestaltete Kirchenfenster in Altenstädt wurden feierlich eingeweiht
Altenstädt. Mit einem Festgottesdienst wurden die drei von Glaskünstler Jörg Welz geschaffenen Buntglasfenster in der Dorfkirche Altenstädt (wir berichteten) eingeweiht. Mit viel Ironie wies Pfarrer Stefan Kratzke in seiner Predigt auf die Gründe hin, die zum Entschluss der Kirchengemeinde für die neuen Fenster geführt hatten - er las aus einem aus heutiger Sicht geschriebenen Brief an Landgraf Moritz vor. Moritz hatte 1605 per Edikt angeordnet hatte, Fenster mit Bildmotiven aus den Kirchen zu entfernen.
Bis zur Reformation waren alle Kirchen reich verziert mit farbigen Darstellungen und Bildern aus biblischen Geschichten, aus Märtyrerakten und Heiligenlegenden. Im Jahr 1605 änderte sich das. Der vom Calvinismus geprägte Landgraf Moritz ordnete unter Berufung auf das 2. Gebot (Bilderverbot) 1605 in seinen ”Verbesserungspunkten” an, alle Bilder, Figuren und Fenster mit Bildmotiven aus den Kirchen zu entfernen.
Es falle schwer, so Kratzke, sich die Altenstädter Kirche in ihrer ursprünglichen Schönheit aus der Zeit vor dem so genannten Bildersturm vorzustellen. "Mit den neuen Kirchenfenstern kann ihr ein wenig von ihrem ursprünglichen Glanz zurückgeben werden.” Umrahmt wurde der Gottesdienst vom Posaunenchor, der Flötengruppe und dem Chor Vielharmonie. Später gab es auf dem Kirchplatz Getränke und Erbsensuppe, gekocht von Grit Schön. (red)
Dank an Gestalter und Spender: von links Stefan Kratzke (Pfarrer), Jochen Haase (Kirchenvorsteher und Projektbegleiter), Ursula Schertler (Küsterin), Günter Schlutz (Spender Holzfenster und Metallrahmen), Jörg Welz (Glaskünstler), Mirco Franke (Spender Isolierglasscheiben), Alfrid Goerigk (Malerarbeiten ehrenamtlich). Foto: Andreas Welz/nh
Hintergrund:
Ein Brief an Landgraf Moritz
In seinem fiktiven Brief an Landgraf Moritz von Hessen-Kassel (1572 bis 1632) schreibt Altenstädts Pfarrer Stefan Kratzke ”Sehr geehrter und wert geschätzter Herr Landgraf, in der Versuchung, du sollst dir keine Abbilder machen, du sollst sie nicht anbeten und ihnen nicht dienen, stehen wir nicht, wenn wir auf die neuen Fenster blicken. Wir halten es für angemessen, nachdem wir uns 404 Jahre lang an die landgräfliche Anordnung gehalten haben, in der Freiheit unseres christlichen Glaubens vom Gehorsam gegenüber dem Befehl eurer landgräflichen Hoheit entbunden zu sein.” (red)
Buntes Glas für Jesus und Maria
HNA-Bericht vom 27.5.09
Jörg Welz hat drei neue Fenster für die Altenstädter Kirche gestaltet
ALTENSTÄDT. Zentral in der Mitte über dem Altar das Abendmahlsfenster: Licht fällt durch farbiges Glas auf die Szene, als Jesus mit weit ausgebreiteten Armen die zwölf Jünger zum Abendmahl einlädt. Geschaffen hat das neue Fenster in der Altenstädter Kirche der Glaskünstler Jörg Welz.
Drei neue Kirchenfenster hat Welz, der noch die alte Kunst der Bleiverglasung beherrscht, gestaltet. Das zweite stellt Weihnachten mit Maria, Josef und dem Jesuskind, den Hirten und den Königen dar, des dritte, ein Osterbild, zeigt die Begegnung des auferstandenen Jesus mit Maria Magdalena.
"Das Gesicht der Kirche wird sich mit den neuen Fenster verändern."
Jörg Welz
Die Kirchenfenster in der Altenstädter Kirche sind zu schlicht. Das war die Auffassung des Kirchenvorstandes und der Kirchenmitarbeiter. Während eines Seminars "Grundlagen des christlichen Glaubens" entschieden sie im vergangenen Jahr, drei der insgesamt neun Kirchenfenster von einem Künstler aus der Region ersetzen zu lassen. Den Auftrag erhielt der Glaskünstler Jörg Welz - er lebt und arbeitet in Altenstädt und ist zudem ein Mitarbeiter der evangelischen Kirchengemeinde. Im Dezember 2008 fertigte der 57-jährige gelernte Kunstglaser zunächst Skizzen, legte sie dem Kirchenvorstand vor, nach dessen Einverständnis begann die aufwändige Arbeit, bei der jedes einzelne Glasstück nach dem auf den Millimeter genauen Plan exakt zugeschnitten werden muss. 2000 Glasteile hat der Künstler so zu den drei Kirchenfenstern zusammengefügt. "Man erlebt mit dem Entstehen einer solchen Arbeit selbst einen Wandlungsprozess", sagt Welz rückblickend.
Alle drei Kunstwerke sind dreigeteilt und bestehen aus Mund geblasenem Antikglas. Jedes Fenster ist 1,50 mal 3,50 Meter groß, also gut fünf Quadratmeter. Insgesamt waren bei der Bleiverglasung 10 000 Lötstellen notwendig. Von 2000 verwendeten Glasstücken sei jedes ein Unikat, betont Jörg Welz. Er habe in die Herstellung der Kirchenfenster sein ganzes Können und seine Liebe zum Beruf gelegt.
Finanziert werden die 17 500 Euro teuren Kirchenfenster aus Spenden. (zjg)
Termin: Die neuen Kirchenfenster werden im Gottesdienst am Pfingstsonntag, 31. Mai, 10 Uhr, in der evangelischen Kirche Altenstädt vorgestellt.
Hintergrund:
Finanzierung durch Spenden
Die neuen Kirchenfenster in Altenstädt werden finanziert aus dem freiwilligen Kirchgeld (3000 Euro) und aus Spenden, zusammen 5200 Euro kamen allein von den Firmen Güscha und Energy Glas, der Raiffeisenbank und dem Lions Club Nordhessen.
Vorsorglich habe die evangelische Kirchengemeinde für das Projekt Kirchenfenster ein zinsloses Darlehen von 10 000 Euro bei der Landeskirche aufgenommen, erklärt Pfarrer Stefan Kratzke. Diese Summe muss innerhalb von zehn Jahren abbezahlt werden. Dank der unerwartet großen Spendenbereitschaft werde man das Darlehen aber wohl schon früher ablösen können. Auf Spenden sei man aber weiterhin angewiesen, so Kratzke. (zjg/bic) Spendenkonten: Kasseler Sparkasse, BLZ 52050353, Konto-Nr. 100003208; Raiffeisenbank Wolfhagen, BLZ 52063550, Konto-Nr. 9334, Empfänger Kirchenkreisamt Hofgeismar-Wolfhagen, Verwendungszweck: „Kirchenfenster Altenstädt“.
Fotos von Werner Gerhold: die feierliche Einweihung
Pfarrer Stefan Kratzke, Jochen Haase, Ursula Schertler, Günter Schlutz, Jörg Welz, Mirco Franke und Alfried Goerigk
Fotos von August Schulten: Einbau der Fenster
Kunstglaser Jörg Welz - in Altenstädt von 2007-2011
Jörg Welz lebte und agierte ca. 4 Jahre in Altenstädt, war dabei nicht nur im örtlichen Vereins- und Kirchenleben sehr aktiv, konnte vielmehr mit seinem Handwerk - dass in der
Altenstädter Kunstausstellung in 2008 zum Durchbruch kam - Bleibendes in Altenstädt schaffen.
Mit der Erstellung der Altarfenster in 2009 schaffte er sich ein kleines Denkmal!
Er hütet altes Handwerk
HNA-Bericht vom 23.12.08 - Von Hannah Cosse
Kunstglaser Jörg Welz fertigt die neuen Bleiglasfenster für die Altenstädter Kirche
Altenstädt. Die Zeit der Bleiglasfenster ist vorbei: "Das ist ein aussterbender Beruf", sagt der Kunstglaser Jörg Welz, der drei neue Fenster für die Altenstädter Kirche gestaltet. "Solche Werke sind meine Chance." Denn in Privathäusern seien die bunten Glasscheiben kaum noch zu finden, und bei den Deko-Artikeln drängten billigere Produkte aus Asien auf den Markt.
Als Kind wollte der heute 56-Jährige eigentlich wie sein Vater Pfarrer werden. "Aber ich war zu faul", sagt Welz und lacht. Stattdessen machte er eine Lehre als Kunstglaser. "Das ist mein Grundberuf, aber im Leben macht man ja meistens mehrere Dinge." So leitete er etwa für einige Jahre nach der Wende ein Hotel in der Nähe von Potsdam und ist auch gelernter Koch und Hotelfachmann. Vor einem Jahr zog er der Liebe wegen nach Altenstädt und trägt noch heute bei der Arbeit in seiner Werkstatt eine Schürze auf der "Landhotel Theodor F." steht.
"Ich bin zwar vom Pfarrweg abgekommen, aber der Kirche bin ich trotzdem treu geblieben." So hat er schon zahlreiche biblische Figuren auf buntem Fensterglas verewigt. Wie die drei Motive für die Altenstädter Kirche genau aussehen werden, weiß der Künstler noch nicht genau: "Glas kann man mit Tusche und Farbe schlecht darstellen".
Welz fertigt neben Fenstern auch Bleiglaslampen und -dekoartikel an und repariert alte. "Man braucht viel Geduld und Fingerspitzengefühl", sagt Welz, so kann ein einzelnes Bild aus bis zu 1000 Teilen bestehen. Je nach Aufwand kosten die Werke 700 bis 1000 Euro pro Quadratmeter.
Millimeterpapier
Drei von neun Fenstern in dem Altenstädter Gotteshaus soll Welz bis Ostern neu gestalten. "Das wird den Kirchenraum kolossal verändern", sagt Welz. Noch ist er aber bei den Vorarbeiten und hat inzwischen den bunten Entwurf vom Millimeterpapier akribisch auf einen Plan in Originalgröße übertragen.
Gut einen Monat braucht Welz dann für eines der fünf Quadratmeter großen Fenster, die aus mehreren Stücken bestehen. Seine Werkstatt in einem ausgebauten Carport ist kaum größer als die Kunstobjekte, und damit er die Fenster auch im Ganzen begutachten kann, hat Welz schon ein Stück Tischplatte an seine Arbeitsfläche angeschraubt.
Übrigens: Interessierte sind ihm bei seiner Arbeit immer willkommen, und in Zukunft will Welz vielleicht sogar einen Bleiglaskunstkurs anbieten. "Ich will meine Arbeit bekannter machen, viele wissen ja gar nicht mehr, was ein Glaser macht." Dennoch sieht er eine Zukunft für seinen Beruf: "Die Zeit der Bleiverglasung kommt wieder", sagt Jörg Welz, "Raufasertapeten und Holzböden sind ja auch wieder modern geworden."
Fotos: Kreativ: Jörg Welz verarbeitet auch Spiegel in seiner Bleiglaskunst. Fotos: Cosse
Kirchenfenster der SELK-Gemeinde in Balhorn wird im Mai farbig erstrahlen
Buntes Glas für Balhorn
HNA-Bericht vom 21.02.10 - Von Lisa Maria Neumeyer
Altenstädt/Balhorn. Wind und Wetter muss das aus 470 farbigen Antikglasstücken gefertigte neue Bogenfenster der Balhorner Kirche Stand halten: Als Außenfenster wird es die glasklare Fensterfläche über der zweiflügeligen Eingangstür zur Natursandsteinkirche ersetzen.
Stabil und wasserfest muss die Fläche (1,85 mal 0,85 Meter) sein: Darin liegt laut Jörg Welz, Glaskünstler aus Altenstädt, die größte Schwierigkeit – nur durch zwei, drei Streben, die von innen an das Fenster angebracht werden, und ein spezielles Bindemittel, das die Bleinähte zwischen den Gläsern abdichtet, kann er das gewährleisten.
Er freut sich nach der Fertigung der drei großen farbigen Altarraumfenster in der Altenstädter Kirche, nun auch den Auftrag von der Balhorner selbständigen evangelisch-lutherrischen Kirchengemeinde (SELK) unter Leitung von Pfarrvikar Christian Rehr bekommen zu haben. Die Fertigung des Fensters bedeutet für Welz einen Monat intensive Arbeit.
Segnende, einladende Hände, die Heilige Schrift und die Gemeinde – das soll es nach den Wünschen der Gemeindemitglieder abbilden. Welz ergänzte sie in seinem Entwurf durch zwei weitere Elemente: Himmel und Erde.
Die Fugenstruktur der von hellen und rötlichen Sandsteine geprägten Kirchenfassade wird im Bogen des in einem Stück gefertigten Fensterbildes fortgeführt: „So entstehen Meridiane, die für Dynamik im Bild sorgen“, erklärt Welz. Neben den Längengraden deuten die Bleinähte auch die Breitengrade der Erde an, die im sanften grün-blau gestalteten Himmel auslaufen.
Das farbige Fenster soll von außen wirken: „Die Gemeinde soll beim Betreten der Kirche empfangen und beim letzten Blick auf die Kirche verabschiedet werden“, so Welz.
Auch im Fenster ist die Gemeinde als Gruppe abgebildet: Doch warum fehlen den Gesichtern ihre Züge? Diese Frage wurde Welz nach Vorlage seines Entwurfes schon oft gestellt. „Ich möchte an meinem Stil festhalten, die Darstellung ohne Malerei auszuführen“, erklärt er. Zudem ließe er so der Phantasie des Betrachters freien Spielraum und es würden keine Parallelen zu „einer von mir unbeliebten Person oder jemandem, den ich in schlechter Erinnerung habe“ entstehen.
Leuchtkraft
Niemand soll sich vom Fenster abwenden und der besonderen Leuchtkraft widerstehen können. Welz ist schon auf den Moment gespannt, wenn er das Fenster zum ersten Mal komplett in der Durchsicht sieht: „Nach dem Ablöten der einen Seite drehe ich das Fenster um und sehe es in seiner ganzen Pracht“ - ein heikler Moment, da dann noch jegliche Stabilität fehlt.
Doch Welz ist guter Dinge, das farbige Fenster unbeschadet in der letzten Aprilwoche in den Türbogen der Balhorner Kirche einbauen zu können, bevor es am Sonntag, 2. Mai, mit einem Gottesdienst eingeweiht wird.
Fotos: Das farbige Fensterbild: Jörg Welz muss die verbliebenen Gläser noch mit Bleinähten zu einer Einheit verbinden. Foto: Neumeyer/nh