Breaking News :
September 22, 2025

Huldigungslisten

Die Huldigungslisten von 1675 und 1679

von Georg Feige

In der Zeit feudaler Gesellschafts- und Herrschaftsordnungen – eine Mischung angemaßter Willkür
und patriarchalischer Führung – spielten die Treuebeziehungen der nachgeordneten
Untertanenschichten zum Herrscher eine große Rolle. Treuebruch galt als eines der schwersten
Verbrechen. Darum wurden die ständisch gestuften und geformten Vorstellungen von Treu und
Glauben, Ehre und Sitte den Untertanen immer wieder nahegebracht.
Kam z.B. ein Landesherr zur Regierung, dann verlangte er von seinen Landeskindern die
„gebührliche und schuldige Land- und Erbhuldigung“ zu leisten. Sie entsprach der Anerkennung
der Herrschaft und die Bereitschaft zur freiwilligen oder auch erzwungenen Unterordnung unter
ihre Macht und Befugnisse. Sie war das Gelübde der Untertanen, dem zukünftigen oder neuen
Herrn „treu, hold und gewärtig zu sein“ (die Hulde schwören). Genau genommen ist die Huldigung
dem Lehnsrecht entnommen. Im moderneren Staatsrecht trat an ihre Stelle der Treueid. Wer im
Abhängigkeitsverhältnis stand, war zur Huldigung verpflichtet, und das waren schließlich alle,
kaum einer ausgenommen.
Bei der großen Kleinstaaterei und der Buntheit der Länder und Ländchen und territorialen
Miniaturausgaben wollte jeder Landesherr den Nachbarn gegenüber die Souveränität über sein
Hoheitsgebiet betont wissen und zum Ausdruck bringen. Darum wurde aus der Huldigung eine
Staatsaktion gemacht. Sie gehörte so zu den wichtigsten Zeremonien des feudalen Staatswesens.
Anderseits verfehlte sie ihre moralische Wirkung auf die des Lesens und Schreibens unkundigen
Landesbewohner nicht. Im Laufe der Zeit verlor sie durch die Ausbildung neuer
Organisationsformen landesherrlicher Regierungstätigkeit doch ihre Unabdingbarkeit und sank
schließlich bis zu bloßen Formalität herab. Sie wurde jedoch erst mit der Einführung
konstitutioneller Verfassungen im 19. Jahrhundert endgültig abgeschafft.
Das Kernstück der Huldigungen bilden die von den einzelnen Ämtern aufgestellten
Namensverzeichnisse der zur Huldigung verpflichteten Untertanen. Diese Listen konnte so
verschieden und ausführlich sein, dass sie ein guter Beitrag zur Rechts-, Sozial- oder
Entwicklungsgeschichte für ein Land, eine Stadt oder Dorf sein konnte. Die uns für Altenstädt
erhaltenen zwei Huldigungslisten von 1675 und 1679 eignen sich dazu nicht. Sie enthalten in
willkürlicher Reihenfolge nur Vor- und Zuname in unterschiedlicher, nicht feststehender
Schreibweise. Bei der Liste von 1675 ist nicht einmal der Ortsname zu Ende geschrieben wordem:
„Altenste Ampts Maumburg“. Sie enthält 37 Namen, wobei der Grebe (=Bürgermeister,
Ortsvorsteher) an der Spitze steht. In ihr sind nur Männer registriert, die wir mit großer
Wahrscheinlichkeit als die Haushaltsvorstände ansehen dürfen. Sie haben die Huldigung wohl für
die ganze Familie leisten müssen. Die 2. Liste betitelt sich: „Verzeichnis Der Unterthanen in
Alltenstätt“ (so!). In der Aufstellung werden 39 Männer aufgeführt und – erstaunlicherweise - 3
Witwen, die also an die Stelle ihrer verstorbenen Ehemänner getreten sind und für sie “die
gebührliche schuldige Land- und Erbhuldigung leisten” durften.
Es fehlen also in beiden Listen alle persönlichen Angaben über Alter, Beruf, Familienstand, Anzahl
der Hausbewohner, Besitzverhältnisse usw. Wir können sie allenfalls als brauchbare Unterlage für
die Bevölkerungsbewegungen in Altenstädt ansehen.
Die Huldigung von 1675 galt dem Erzbischof Damian Hartard Freiherr v.d.Leyen (1675-78), und
die von 1679 dem Bischof Karl Heinrich Freiherr v. Metternich-Winneburg, der nur von Januar bis
September 1679 im Amt war von Bischof Anselm Franz Freiherr v. Ingelheim (1679-95) abgelöst
wurde.
Hier die beider Huldigungslisten von Altenstädt in Originalschreibweise:

1675                                        1679
Merten Loeber Grebe      Merten Löber Grebe
Ricus Gehroldt                 Henricus Gerolt
Simon Keutte                   Simon Keutte
Merten Wicke                  Merten wicke
Michaell Wicke                Hans butte
Ricus Butte                      Johannes Heinemann
Werner Ritter                   Michael wicke
Michaell Ernst                  Ricus butte
Johannes Rottger            Werner Ritter
Hans Merten Steinmetz   Michael Ernst
Johannes Schlutz             Hans Marten Steinmetz
Thebeß grünewaldt         Johannes Rötger junior
Hans Schade                   Johannes Schlutz
Dammartt Scheffer         Dewes GrüneWalt
Merten brenner              Dammartt Schäffer
Reinhardt Gehroldt        Johannes braune senior
Melchior Bone               Martin Brenner
Michaell Beyerling         Reinhart Gerolt
Johannes Braune           Melchior bohne
Johannes Heynemann   Michael beyerlis
Ricus Grasmader           Johannes Heinemann
Johannes Butte Senior  Ricus Grasmeder
Jacob Blume                 Bernhart Grasmöder
Ricus Ernst                    Johannes butte senior
Bernhardt Moller         Johannes braune junior
Frietz Keutte                Ricus Ernst
Johannes Moller          Bernhart müller
Frantz Ruddinge          Friederich Keutte
Johannes Kohler           Johannes möller
Johannes Hoeffmeister  Frantz Reutting
Johannes Landtgreffe    Johannes Köhler
Johann Butte junior      Johannes Hoffmeister
DaViet Fingerling         Johannes Rötger senior
philips Koster               Henrich Wolff
Johannes Mey             ßewinckell Dafitt Fingerling
Hans Dohringe            Johannes Landtgräffe
Henrich Wolff               Johannes meißewinkel
                                    Henrich wolff
                                    Johannes butte junior
                                   Summa 39
                                  Verzeichnis der wittibe
                                  Hans Döring wittib adelung
                                  Johannes Schlutzen wittib Elisabeht
                                  Adam Schäffers wittib anna
                                Summa der wittibe
                                Summa Summarium
                                  Der Vnterthanen 42

Quelle: 1150 Jahre Alahstat - Aldenstede - Altenstädt 831-1981 von Georg Feige (1981)

 

Unser Dorf hat viel zu bieten – von idyllischen Plätzen über historische Stätten bis hin zu Aktivitäten für Jung und Alt. Erkunden Sie unsere Geschichte, das Dorf und die umliegende Natur, die zum Wandern und Erholen einlädt.

Entdecken